Die Photogrammetrie und die Fernerkundung können als eigene Bereiche im Vermessungswesen angesehen werden. Die Haupteinsatzgebiete dieser Techniken liegen zum einen in der Herstellung und Fortführung topografischer Karten zum anderen in der Ableitung von Informationen zu beliebigen Erscheinungen auf der Erdoberfläche.
Die topografischen Informationen einer Karten ab dem Maßstab 1: 5.000 werden aus der Auswertung von Luftbildern gewonnen. Mit einem speziellen Flugzeug, welches mit einer photogrammetrischen Kamera ausgerüstet ist, wird ein Messgebiet streifenweise überflogen. In regelmäßigen Abständen werden fotographische Senkrechtaufnahmen von der Erdoberfläche gemacht. Die Aufnahmezeitpunkte werden so gewählt, dass sich die Fotos in Flugrichtung zu ca. 60 % und in Querrichtung zu ca. 30 % überlappen.
An speziellen photogrammetrischen Auswertegeräten werden aus jeweils zwei überlappenden Bildern Stereomodelle generiert, in denen die Modellpunkte in einem Modellkoordinatensystem koordiniert werden können. Jedem Modellpunkt entspricht ein Punkt auf der Erdoberfläche. Der Bezug zwischen dem Modellpunkt und dem zugehörigen Geländepunkt wird über Passpunkte hergestellt. Diese Passpunkte sind im Landessystem koordiniert und werden für den Bildflug besonders in der Örtlichkeit gekennzeichnet. Daher werden sie im Luftbild und im Stereomodell deutlich abgebildet. Mit Hilfe eines mathematischen Transformationsansatzes kann das Modellsystem über die Passpunkte in das Landessystem überführt werden.
Da die digitale Fotografie immer mehr an Bedeutung gewinnt, werden heute auch schon digitale Messkameras eingesetzt. Die Generierung des Stereomodells erfolgt dann rechnerisch an Computerarbeitsplätzen.
Die aus Bildflügen entstandenen Luftbilder können jedoch nicht nur für kartographische Zwecke verwendet werden. Sie enthalten viele Informationen, die auch für andere Bereiche der Verwaltung und Wirtschaft interessant sind.
Die Auswertung von Luftbildern und anderen aus der Ferne aufgenommenen Daten zu einem speziellen Thema ist Aufgabe der Fernerkundung. Die Möglichkeiten, solche Daten zu erzeugen, sind sehr vielfältig und je nach Zweckbestimmung sehr unterschiedlich. Die Fernerkundung stützt sich häufig auf Datenmaterial, welches von Satelliten aufgenommen wurde und andere Kanäle als die des sichtbaren Lichtes verwendet. So werden Infrarot- oder UV-Bilder, Radaraufnahmen oder Daten des Laserscanverfahrens zur Ableitung von Informationen über die Erdoberfläche eingesetzt. Die Auswertung solcher Daten ist eine komplexe Aufgabe und setzt neben einer speziellen Auswertesoftware eine große Erfahrung des Bearbeiters voraus.
Die Photogrammetrie ist nicht nur auf die Verwendung von Luftbildern beschränkt. Die sogenannte Nahbereichsphotogrammetrie erfasst Objekte von terrestrischen Kamerastandpunkten aus und bestimmt diese Objekte in ihrer Form und Lage. Häufige Anwendungsgebiete für die Nahbereichsphotogrammetrie sind die Aufnahme von Gebäudefassaden, Deformationsbestimmungen bei großen Bauwerken und Toleranzprüfungen von industriell gefertigten Produkten.
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